Meine Anstalt

Veröffentlicht: 18. Februar 2012 in Leonies Leben 2011, Leonies Leben 2012
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Im Moment bin ich leider nicht mehr auf Teneriffa und kann Euch daher auch keine neuen Fotos oder Berichte von der schönen Inseln liefern. Da Bonn auf mich zurzeit öde und trostlos wirkt, habe ich mich entschlossen, eine kleine Geschichte über eine „deutsche Anstalt“, die ich vor zwei Jahren geschrieben habe, hier nach und nach zu veröffentlichen. Vielleicht gefällt Euch ja meine kleine Realsatire über eine deutsche Anstalt, die mit Sudoku und Beratung an die Börse geht. Natürlich ist die Geschichte frei erfunden. Zufällige Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Personen, öffentlichen Verwaltungen oder Unternehmen wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt. Wo könnte denn auch in den deutschen Landen eine solche Geschichte tatsächlich passieren? Merkwürdig nur, dass ich ab und zu denke, dass ich so einiges von der Geschichte in meinem ersten Leben selber erlebt habe.     

Heute erst einmal kurz zum Inhalt. Die Geschichte handelt von einer Verwaltung, die öffentliche Immobilien verwaltet. Auf Wunsch des Ministeriums soll diese in ein modernes zeitgemäßes Dienstleistungsunternehmen umgewandelt werden. Alles beginnt an einem ganz normalen Morgen im Berliner Finanzministerium der Nachwendezeit. Ein Staatssekretär, der einfach keine Lust mehr darauf hat, langweilige Steuervorgänge zu bearbeiten, lässt eine Teilakte hinter seinem Schrank verschwinden. Der dabei aufgewirbelte Staub bringt ihn nicht nur zum Husten, sondern auf eine geniale Idee. Er will die verantwortliche Hausverwaltung in einer modernes Unternehmen umwandeln und dabei unbedingt seinem Minister beweisen, wie wirtschaftlich und modern sein neues Unternehmen arbeiten kann. So scheut er sich auch nicht in seiner Position, dieses  wichtige Projekt  persönlich  in seine Hände zu nehmen.

 Auf dem Weg von der Idee bis zur Umsetzung sind nicht nur viele Dinge zu bedenken, sondern auch immer wieder neue Hindernisse zu überwinden. Diesen Prozess zu begleiten, bringt nicht nur einzelne Herren im Ministerium bis an ihre persönlichen Grenzen. Zum Glück bietet sich bei der Erledigung der zahlreichen Aufgaben, Hilfe durch geschäftstüchtigen Berater an. Diese fassen ohne Arbeitsscheu beherzt  zum Wohle des Staates und des eigenen Geldbeutels in Windeseile zu.

 Weiterhin stellt sich heraus, dass es  nicht ganz so einfach ist, die Mitarbeiter von den vielen Vorzügen eines modernen Dienstleistungsunternehmens, in dem vorwiegend Denglisch gesprochen wird, zu überzeugen. Zum Glück hat der Berater Herr Machold alle Fäden fest in der Hand und überzeugt durch seinen nächtlichen Arbeitseinsatz in den Hotelbars schließlich auch die Basis von den wirtschaftlichen Vorteilen eines Großunternehmens.

 Zur Freude der höheren Ministerialbeamten  gibt es in einer Anstalt auch viele neue interessante Posten zu vergeben, wobei sich insbesondere die Vorstandsstellen allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Wen wundert es da, dass in erster Linie tüchtige Herren und Ministerialbeamte, die ohnehin lieber am Rhein verbleiben wollten als mit an die Spree umzuziehen,  in die Bonner Anstalt wandern. Herr Dr. Kleist als Vorstandssprecher, der als einziger aus dem Ministerium die Grammatik vollständig beherrscht und sich gerne selber um jede Mieterbeschwerde persönlich kümmert, ist genauso prädestiniert für eine Vorstandsposition wie seine Kollegen Herr Dr. Müller-Niederthal und Herr Konrad. Herr Dr. Müller-Niederthal als Mann aus der Wirtschaft stellt gleich beim Gehaltspoker mit dem Ministerium seinen wirtschaftlichen Fähigkeiten unter Beweis. Weiter zeigt sich, dass nur der, der Sudoku so gut wie Herr Konrad beherrscht, die Position des Finanzvorstandes erhalten kann.

 Die Vertreter des Ministeriums üben ihre Fachaufsicht zunächst durch Einstellung unzähliger neuer Mitarbeiter weitsichtig aus. Sie sind zumeist in der ministeriellen Kantine recht nah am Geschehen, um zunächst den alten Staatssekretär und später den jungen neuen Staatssekretär von Gutental mit positiven Nachrichten über die Deutsche Anstalt zufrieden zu stellen.

 Gemeinsam arbeitet man sich durch Zielvereinbarung, Personalentwicklungsaufgaben und eine Unmenge Zahlen. Wen wundert es da, dass bei diesem Zahlengewirr ab und zu auch einmal der Finanzvorstand die Zahlen des Wirtschaftsplanes mit der Liquidität verwechselt. Unermüdlich arbeiten Vorstand, Ministerium und Berater mit innovativen Sachverstand daran, immer wieder neue kreativen Ideen zu entwickeln, wie Liquidität aus der Anstalt gewonnen werden kann, um dem Staat aus der Krise zu helfen. Und sei es auf so unkonventionellen Weg, dass die Verkäufer von Immobilien kurzfristig in die Sparte Wald und Natur wechseln müssen, um im Wald Holz zu sammeln oder beim Fischen an der Ostsee ihr Glück zu suchen. So kommen zwischenzeitlich auch die Natur- und Hundeliebhaber, die einige Zeit lang mit Tier und Flinte durch die Wälder streifen dürfen, auf ihre Kosten. Die anderen Bearbeiter in der Anstalt müssen auf den Betriebsausflug im Rheintal warten, den der Vorstandssprecher werbewirksam als Liegenschaftsbegehung an die Presse verkauft.

 Am Ende zeigt sich, dass der eingeschlagene Weg, eine moderne Anstalt aufzubauen, nur ein Anfang gewesen sein kann. Denn immer wieder schaffen es die Vorstände, die Spartenleiter und sämtliche Bedienstete unter Federführung einer Heerschar von Beratern, das Ministerium mit neuen und unerwarteten Bilanzzahlen zu verblüffen. Als zum Schluss sogar ein testierter Jahresabschluss gefährdet erscheint, von dem der Vorstandssprecher am Rande eines Fußball Turnieres auf der schönen Insel Helgoland erfährt, wird es Zeit das Ruder herum zu reißen. Durch cleveres Handeln eines ministeriellen Verwaltungsbeamten geht daher die Anstalt ihren Weg weiter an die Börse. Die Anstalt wird eine Aktiengesellschaft.

Die sogenannte Fläche mit ihren Außenstellen bleibt sich eine Weile selber überlassen. Doch nach und nach kommen die altlastenbehafteten Liegenschaften zurück. Und am Ende ist neben der börsendotierten Aktiengesellschaft auch die alte Verwaltung wieder auferstanden.

Die zahlreichen Mitarbeiter der Anstalt werden entwickelt, gecoacht und gechanged und entdecken danach vollkommen neue Talente. Bei diesem rasanten Aufstieg darf es auch keine Rolle spielen und niemanden verwundern, dass ab und zu ein paar Mitarbeiter ganz verloren gehen. Am Ende zeigt sich, allein die Beratung hat Bestand.

Falls Ihr Lust auf mehr (Meer habe ich leider im Moment nicht zu bieten) habt, geht es demnächst los.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag.

Kommentare
  1. Elvira sagt:

    Irgendwie habe ich ds Gefühl, dass das keine lustige Geschichte wird. Bei Realsatiren bleibt das Lachen schon das eine oder andere Mal im Hals stecken.
    Übrigens heißt mein arbeitplatz familieninterm „Die Anstalt“. Warum nur?
    LG
    Elvira

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  2. leonieloewin sagt:

    Dann hoffe ich mal ganz arg, dass Du auch meine Geschichte schmerzfrei lesen kannst :-). Gute Besserung !

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  3. Vallartina sagt:

    Ja, nur her damit! (Lesen kann ich ja immerhin schmerzfrei und Zeit habe ich momentan genug!)
    🙂

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  4. Einiges klingt sehr vertraut, auch wenn ich nicht in einer Behörde, sondern in der sog. freien Wirtschaft arbeite…
    Jedenfalls bin ich sehr gespannt. Hau rein! 🙂

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  5. Anna-Lena sagt:

    Klingt spannend, liebe Leonie.
    Ich freue mich darauf.

    LG Anna-Lena

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  6. Gabi sagt:

    Hört sich gut an. Bin gespannt darauf.
    Lg Gabi

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  7. leonieloewin sagt:

    Hej, vielen lieben Dank. Das ist ja ein sooo schönes Bild und extra für mich. Bin gerührt. Vielen Dank liebe Clara.
    Ein neues Spiel will ich nicht entwickeln – nur schreiben; allerdings nicht für Facebook. Liebe Grüße Leonie

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  8. Himmelhoch sagt:

    Du willst aber nicht ein neues Spiel für facebook entwickeln? – Dann lass mal gucken, der Anfang hört sich ja kompliziert an.
    Und hier ist dein heutiger Post von mir für dich:

    Heidelberg for Leonie is Heidelberg for you (3)

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