Gestern – Wir waren wandern. Ich kann Euch sagen – das war vielleicht eine Wanderung. Alles war eins und eins – einmalig und extrem. Der Grund war, es herrschte noch immer Calima über der Insel. Morgens als wir noch in der Dämmerung aufbrachen, war es noch relativ kühl. Wir gingen vom Meer aus, den Barranco Santiago hoch Richtung Tamaimo. Tamaimo ist ein Ort der ca. 4-500 Meter hoch Richtung der Bezirkshauptstadt Santiago del Teide liegt. Nach einer Stunde hatten wir knapp 400 Höhenmeter geschafft und blickten zurück auf die kleinen Häuser und Bananenplantagen, die hinter uns im Tal wie Spielzeughäuser zurück geblieben waren.
Nun wurde es heiß und heißer. Einmalig und extrem heiß. Selbst bei Leonie, die ansonsten selten schwitzt, floss der Schweiss. Wir schwitzten und hechelten um die Wette. Einmalig und extrem. Es war die heißeste Wanderung, die wir je gemacht hatten. Selbst als wir oben in Santiago del Teide ankamen, wo es normalerweise in 1000 Meter Höhe recht kühl ist, hatte es noch 30 Grad im Schatten. Die Idee, dem Calima in der Höhe zu entfliehen, war offensichtlich nicht so ganz aufgegangen. Langsam dämmerte es auch Leonie, dass eine Wanderung bei Calima unter mehr als tropischen Bedingungen und Staub in den Lungen, nicht eine ihrer besten Ideen gewesen zu sein schien. So viel Staub hatten wir noch nie auf einmal eingeatmet. Einmalig und extrem.
„Armer Lasko“, sagte sie und streichelte mir mitleidig über den Kopf. Sehr lieb, aber ich brauche kein Mitleid. Ich brauche W a s s e r und S c h a t t e n. Sie hatte wohl kapiert und ließ sich im Schatten auf einen Stuhl vor einer Bar fallen. „Einen Café con leche für mich und für den Hund bitte einen Rieseneimer Wasser“, rief sie in die Bar hinein. Der dickliche freundliche Wirt, der ziemlich schnell mit dem Gewünschten vor der Tür erschien, sah uns mitleidig an. Leonies Ruf hatte wie ein wahrer Hilfeschrei geklungen und das zeigte selbst bei einem gemütlicher Spanier Wirkung.
Wahrscheinlich sah der Wirt uns auch ein wenig die 900 Höhenmeter unter Extrembedingungen an. Gut war, dass er Café und für mich das Wasser brachte. So viel Wasser hatte ich noch nie auf eimal bekommen. Extrem. Und so gut hat mir Wasser lange nicht mehr geschmeckt. Einmalig. Als kein Tropfen mehr da war, ließ ich mich unter Leonies Tisch in den Schatten fallen und schlief sofort ein. Ich träumte von einer Insel, die im Meer versank. Das war doch hoffentlich nicht Teneriffa.
Unsanft zerrte Leonie an mir und weckte mich aus meinem Inseltraum. „Komm Lasko. Wir müssen zurück gehen. Das ist noch ein weiter Weg bis nach Hause. Heute hätte ich wirklich gerne den Bus zurück genommen (das wäre wirklich einzigartig gewesen :-)), aber leider nehmen die Dich ja nicht mit. Und Dich alleine auf den Rückweg schicken, will ich auch nicht (und das wäre sehr extrem gewesen :-).“ Letzteres hätte sie ruhig machen können. Ich weiß nur nicht, wann ich dann zu Hause angekommen wäre :-).
Heute – Wir sind immer noch kaputt von dieser einmaligen und extremen Wanderung. Wir hatten uns den Berg genauso wieder runtergekämpft, wie wir uns hoch gekämpft hatten. Als wir nach vielen Stunden zu Hause ankamen, fiel Leonie auf unser Sofa und ich auf die kühlen Fliesen. Wir schliefen so fest, dass wir nicht einmal mehr wussten, was wir geträumt haben.
„Wandern ist gesund“, sagt Leonie immer. Ob das gestern auch der Fall war, wage ich zu bezweifeln. Fast hätte Leonie von dieser Extremwanderung Kopfschmerzen bekommen. Und das wäre gar nicht gut gewesen. „Ist noch gerade gut gegangen“, ließ sie verlauten, als sie uns abends schicke Lammkoteletts in den Ofen schob. Sie hatte ganz vergessen, dass ganz Teneriffa zurzeit ein einziger Backofen ist, nicht aber unser Backofen. Denn für Lammkoteletts reichte mal wieder der Strom nicht. Schade.
So mussten wir oder besser gesagt Leonie, die Lammkoteletts auf der niedrigsten Stufe fast die halbe Nacht brutzeln (hoffentlich einmalig). Da wir mächtig Hunger hatten, mussten wir uns zunächst mit Trockenfutter für mich und Apfelsinen und Bananen für Leonie begnügen. Doch heute morgen zum Frühstück waren die Lammkoteletts fertig. Leonie war nicht so begeistert. Doch ich bin da nicht so pingelig. Mir schmeckt so ein leckerer Lammknochen zu jeder Tageszeit.
Morgen – wir erwarten wieder einen Elektriker, einen Fernsehtechniker und einen Calima. Wer wird kommen?