Nun ist es wieder soweit. Die dunkle Jahreszeit hat für mich begonnen. Ab und zu trete ich jetzt bei meinen frühen Läufen mit dem Hund bereits bei Dunkelheit aus dem Haus und komme mir vor, als wenn ich in der finsteren kalten Nacht stehe. Das matte Licht der Straßenlaternen und ab und zu das Scheinwerferlicht eines vorbei fahrenden Autos geben mir ein bisschen Sicht auf den recht dunklen Fußweg, den ich in aller Frühe mit meinem Hund entlang trabe.
Nach einiger Zeit biege ich rechts in einen Feldweg ein und es wird richtig dunkel. Im Winter erleuchtet hier ab und zu der Schnee den frühen Morgen. Aber so weit ist es ja zum Glück noch nicht. Auch der Mond hat sich in diesen Tagen hinter die Wolken verzogen, so dass ich auf meine kleine Stablampe, die ich immer bei solchen Läufen mit mir führe, angewiesen bin. Ich leuchte den Weg so gut es geht vor mir aus, um nicht über Stöcke zu stolpern oder in Sandkuhlen, die reichlich auf dem Weg vorhanden sind, hinein zu treten. Die Natur läßt sich um diese Zeit noch nicht so wirklich genießen, da alles in der Dunkelheit versinkt. Zum Glück kenne ich die Gegend sehr gut und bin bislang noch nicht auf große Irrwege geraten.
Als ich mit meinen Läufen in der Dunkelheit vor drei Jahren anfing, hatte ich erst ziemlich Angst. Ich weiß nicht genau wovor, denn rational war diese Angst mit nichts zu begründen. Wer sollte schon um 6 Uhr morgens in der Einsamkeit bei Kälte und Dunkelheit hinter einem Busch sitzen und auf mich lauern? Nur als Mensch, der lange Zeiten seines Lebens in der Stadt verbracht hat, fiel es mir zunächst sehr schwer, mich auf die Dunkelheit und das nicht alles sehen und unter Kontrolle haben zu können, einzulassen. Jetzt habe ich mich an die Dunkelheit gewöhnt und mein Hund an meiner Seite ist für mich eine wichtige psychische Unterstützung (falls doch der große Unbekannte aus dem Hintergrund angreifen sollte :-)). Ob mein Hund mich im Ernstfall (welcher Ernstfall?) tatsächlich beschützen würde, vermag ich nicht wirklich zu sagen. Vielleicht freut er sich über einen Fremden, der auf uns zu stürzen würde, und würde es als tolles neues Spiel ansehen. Allerdings haben Hunde auch einen sehr guten Instinkt und ich vermute, dass er Gefahr wittern würde. Das sage ich mir jedenfalls immer, wenn mich auf den schmalen dunklen Waldwegen doch einmal ein etwas mulmiges Gefühl überkommt.
Diese Vermutung hat sich durch ein Ereignis, das mir im letzten Winter passiert ist, ein wenig bestärkt. Als ich eines Tages mit dem Hund durch einen dunklen und mit hohen Büschen bepflanzten Feldweg lief, fing mein Hund plötzlich an zu bellen und zu knurren und zerrte an der Leine. Er stürzte auf einen Busch zu und ich vermutete bereits große Gefahr dahinter. Tatsächlich raschelte etwas im Gebüsch und als ich fast den Busch erreichte, schrie dahinter eine fremdländisch klingende sehr verängstigte Frauenstimmen: „Bitte nichts tun – muss nur Pipi“. Seltsam, dass morgens eine Frau einsam auf dem Feld in einem Gebüsch saß und ihr Geschäft verrichtete. Ich lief weiter und dachte darüber nach, was wohl der Grund dieser Frau war. Es gibt so viele Varianten und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Allerdings hatte mir der Vorfall auch gezeigt, dass der Hund die fremde Frau bemerkt und angeschlagen hatte. Er klang nicht gerade freundlich und ich bilde mir seitdem ein, dass er mich in brenzligen Situationen beschützen würde.
Wenn ich in der Mitte meiner Laufstrecke auf der Höhe entlang laufe, habe ich bei klarem Wetter einen tollen Blick in das Rheintal. Zwar ist es um mich herum noch dunkel, aber in der Senke liegt die Stadt mit ihren vielen Lichtern. Wie aneinander gereihte Perlen ziehen sich die Autolichter auf den Hauptein- und ausfahrtstraßen dahin. Bevor ich wieder den letzten Berg hinunter laufe, kann ich zumeist Köln mit seinen vielen Lichtern und dem erleuchteten Himmel über der großen Stadt bewundern. Im Osten wird es manchmal bereits hell und ich fange an zu spurten. Dabei freue ich mich – wie immer morgens – , auf eine warme Dusche und einen dampfenden Pott voll Kaffee.
Ich wünsche allen Lesern einen schönen Tag und einen guten Start in denselben.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...