
Lasko denkt auf kühlen Fliesen
Gestern Wir sind nun seit über einer Woche in Bonn und das Wetter wird immer besser. Jedenfalls meint das Leonie, die sich jeden Morgen über den blauen Himmel und den Sonnenschein freut. Wenn wir morgens los laufen, ist es draußen noch frisch und ich freue mich an den nassen Gräsern, die ich gerne abschlecke. Während ich schlecke und schnüffle, erfreut sich Leonie an der grünen Natur um uns herum und bereitet sich mental (wie sie sagt) auf den Tag vor. Am Nachmittag wird es mir im Moment wirklich ein wenig zu heiß. Wenn die Hitze über Bonn drückend wird, mag ich nicht mehr aus dem Haus gehen, sondern haue mich lieber auf die kühlen Fliesen im Flur.
Wenn ich so relaxt und ausgestreckt auf dem Flur liege, sehe ich so aus, als wenn ich schlafe. Doch der Eindruck trügt. Ich bin voll da und bewache das Haus. Ich kann schlafen und wachen. Das ist Multitasking Hund. Dabei richte ich meine Schlabberohren gerne ein wenig auf und lausche, was die Zweibeiner um mich herum sich so erzählen. Ihr seht ich bin ein wahrer Multitasker (schlafen, träumen, liegen, wachen, hören). Das mit dem Multitasking dachte ich jedenfalls. Doch dann toppten mich die jugendlichen Zweibeiner.
Leonie hatte gekocht und sass mit ihren Söhnen am Mittagstisch. Beide Söhne hatten ihre Handys dabei und konzentrierten sich auf das Eintippen von Nachrichten an Freunde, nebenbei spielten sie anscheinend, hörten Musik, aßen und schienen sich ab und zu auch noch zu unterhalten. Das ist Multitasking Zweibeiner. Viele Dinge zugleich machen. Ich denke, dass „viele Dinge zugleich machen“ grundsätzlich gut ist. Das spart Zeit und Kosten. Für einen Hund nicht unbedingt notwendig :-). Aber, wenn ich Multitasking Mensch nachmachen würde, würde ich zugleich Knochen fressen, Geräusche anhören, markieren, schnüffeln, bellen und wild im Kreis hinter einen Ball herlaufen. Ergibt das einen Sinn? Ich glaube, dass ich so etwas nicht wirklich brauche.
Mehrere Dinge mit verschiedenen Sinnen zugleich tun, ist doch eigentlich dumm. Dann kann ich nicht richtig schmecken, genießen, verliere den Ball und wenn ich mich nicht richtig auf das Markieren konzentriere, falle ich am Ende auf meinen drei Beinen noch um. Nee, so ein Multitasking a la Zweibeiner ist absolut nichts für Hunde. Und meiner Meinung nach und nichts für Zweibeiner. Denn es scheint, dass die Zweibeiner häufig viel machen, aber in Wirklichkeit machen sie nichts richtig. So, nun wisst Ihr es. Das musste einfach mal gesagt werden.
Leonie diskutierte mit ihren Söhnen, über den Sinn oder Unsinn, ob es notwendig oder überhaupt möglich sei, zur gleichen Zeit zu essen und auf Facebook aktiv zu sein, daneben Mails zu beantworten und Musik zu hören, während gerade eine Unerhaltung stattfindet. Die Jugend bejahte dies mit einem kurzen Kopfnicken, da sprechen anscheinend bei den anderen vielen Beschäftigungen gerade nicht mehr möglich war. Als die Handys nach einiger Zeit beiseite gelegt wurden, fragte der jüngere Sohn Leonie: „Sag mal, was habt Ihr in Eurer Jugend eigentlich ohne Internet und Facebook gemacht? War das nicht total langweilig?“
Die Frage hätte er mir stellen sollen. Ich muss seit meiner Jugend ohne Facebook leben und das geht eigentlich ganz gut. Kann er das nicht sehen? Aber zugegeben: Ganz ohne das große WWW auch ein Lasko nicht leben. Denn was würde ich ohne meinen Blog machen?
Ja, was hat Leonie eigentlich ohne Internet in Ihrer Jugend gemacht?
Heute Leonie hat sich lange mit ihren Söhnen unterhalten und ihnen erzählt, wie das früher so war. Leonie saß mit ihren Freundinnen und Freunden im Zimmer, trank Tee und hörte Musik von Schallplatten. Ab und zu war Leonie auch allein im Zimmer und spielte Gitarre, las Bücher, schrieb oder zeichnete irgendetwas. Es gab Zeiten da hörte sie auch allein Musik und träumte vor sich hin. Was hat sie wohl geräumt? „Das ist so lange her. Das weiß ich gar nicht mehr“, sagt sie Augen zwinkernd. Soll ich ihr das glauben?
„Und Deine Freunde? Die konntest Du doch gar nicht per Phone oder Internet erreichen. Musstet Ihr Euch jedes Mal richtig verabreden, um Euch zu treffen? Was habt Ihr denn gemacht, als es keine Playstation gab?“ So viele Fragen. Mir wurde ganz schwummerig. Leonie erzählte sehr lange und ausführlich von ihrer Jugend. Ungläubig hörten die Jungs zu. Ich döste auf den Fliesen vor mich hin und dachte mir meinen Teil.
Auf einmal fragte Leonie: „Was würdet Ihr denn machen, wenn auf einmal kein Strom mehr da wäre? Was würdet Ihr machen ohne Facebook und Internet?“ Ich weiß, was ich machen würde, ich würde genauso auf diesen Fliesen liegen, schlafen, dösen, wachen und lauschen – eben Hundemultitasking.
Morgen – Was würdet Ihr machen ohne Internet?
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