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Lasko denkt

Lasko denkt

Gestern – Das war vielleicht ein Tag. Leonie hatte Besuch. Vielleicht ist Besuch auch nicht das richtige Wort. Es kamen zwei Zweibeiner, die auch in Bonn leben und die Leonie von einer früheren Arbeit „entfernt“ (wie sie sagt) kennt. Sie wohnen hier auf Teneriffa in einem Hotel und wollten gerne mit uns wandern. Leonie freute sich einmal wieder zwei bekannte Gesichter zu sehen und fragte die Beiden nach ihrer Kondition und ihren Wünschen. Der Mann erklärte, dass sie sehr gute konditionsstarke und begeisterte Wanderer seien. Sie seien viel in den Alpen und im Hochgebirge überall auf der Welt unterwegs. Die Frau sagte, dass sie nun hier auf Teneriffa etwas ganz Besonderes erleben wolle. Sie wolle genau dorthin, wohin nicht alle gingen. “Etwas Exklusives“, sollte es sein.
Ich lag auf dem Sofa und hörte noch wie die Frau von mystischen Plätzen, ungewöhnlichen Naturerlebnissen und unvergesslichen Eindrücken sprach. „Man“, dachte ich noch bei mir, „das sind ja Wünsche und Vorstellungen. Das kann ja schwer für Leonie werden. Naja, Hauptsache ich komm endlich wieder zum Wandern.“ Leonie beriet die beiden Profiwanderer ausgiebig, schlug Routen vor und wies auf Besonderheiten der jeweiligen Routen hin. Während ich sanft einschlummerte, stellte ich noch einmal mein linkes Ohr hoch, und hörte wie Leonie sagte: „Gut, dann gehen wir in den Barranco Natero.“ „Wow Wau – Barranco Natero“, absolut befriedigt schlief ich ein.

Heute – wir waren wandern. Nein falsch. Wir wollten wandern. Frohgelaunt fuhren wir hoch ins Tenogebirge zum Mirador Masca. Wir stiegen aus dem Auto und wanderten los. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Einstieg in den Barranco Natero. Ich freute mich gerade darauf, bald abgeleint zu werden und los laufen zu können, da sagte die Frau: „Nein, hier kann ich nicht wandern. Das ist doch gar kein richtiger Weg. Nein – das ist ja viel zu viel  Gestrüpp und Wildness“. Ich war stinksauer, aber Leonie blieb freundlich und führte das Ehepaar zu dem Ausgang einer anderen Wandertour über den Guergues Steig. Hier liefen sogar Familien mit kleinen Kindern und einige ältere Leute entlang. Über Wildness konnte man sich hier jedenfalls nicht beklagen.

Wir liefen einige Meter (vielleicht waren es 150) und ich freute mich gerade darauf, gleich loslaufen zu können, da sagte der Mann richtig ärgerlich: „Hier kann ich nicht wandern. Das ist hier ja viel zu steinig und felsig. Das ist doch kein Wanderweg.“ Ich wurde innerlich zum Wolf, aber Leonie blieb ruhig und führte das Paar zurück zum Wagen.

Wir fuhren hinunter zum Ort Masca. Der war voller Touristen. Leonie führte die Beiden zum Einstieg in die Schlucht. Da schrien Frau und Mann beide gleichzeitg im Duo: “Nein, das ist doch viel zu steil. Nee, hier können wir nicht runter“. Ich hatte diese Reaktion mittlerweile schon vorher gesehen und wartete gespannt, was Leonie jetzt machen würde. Sie blieb ruhig und zeigte den Beiden einfach den Ort Masca. So konnte dieses wanderbegeisterte Ehepaar gut auf geteerten Wegen wandern. Nach 50 Metern hatte der Mann genug gewandert und lief erleichtert in das nächste Restaurant. Dort kaufte er sich einen Riesenberg zu essen und wollte nach der anstrengenden Wanderung erst einmal richtig ausruhen. Die Frau blieb auch nicht mehr lange bei uns, sondern stürmte in einen Touristenladen, in dem sie rosafarbene Delphine aus Porzellan kaufte. Da sie damit den Einkauf noch lange nicht beendet zu haben schien, freute sich der Ladenbesitzer und rieb sich die Hände.
Ich freute mich hingegen überhaupt nicht. „Wo ist mein Auslauf“, klagte ich. „Mach Dir nichts draus“, sagte Leonie, „wir beide gehen jetzt alleine in die Schlucht und Du kannst Dich im Barranco Bach abkühlen.“ Das war prima. Ich und Leonie allein in der Schlucht. So hatten wir wenigstens eine kurze Wanderung. Als wir wieder oben zum Ort Masca kamen, merkten wir, dass sämtliche Souvenirverkäufer einen guten Tag gehabt hatten, denn Leonie musste Tüten voller Souvenirs im Wagen verstauen. Aber ich will nicht weiter meckern, denn ich bekam sogar noch die Reste der Bratwurst, die der Mann sich noch nach dem Restaurantbesuch auf dem Weg zum Wagen kaufte.

Morgen – Leonie hat erfahren, dass dieses Ehepaar sich nicht nur bei ihr über sämtliche Dinge, die hier auf Teneriffa nicht der deutschen Ordentlichkeit entsprechen, beklagte. Die Beiden haben auch in ihrem Hotel ein wenig für Ordnung gesorgt. Die Zimmer waren ihnen zu klein und zu unsauber. Sie ließen – wie sie uns stolz erzählten –  fast alle Gegenstände im Zimmer austauschen. Sogar ein neues Bett musste her. Das hat Leonie auf eine Idee gebracht. Morgen will Leonie dieses deutsche Ehepaar mit dem netten englischen Ehepaar aus Number 18 bekannt machen  :-).