Gestern Abend kam auch ich nicht umhin beim Radio hören, wieder einmal an die schreckliche Katastrophe von Tschernobyl erinnert zu werden. Ich hörte Berichte im WDR zu dem Thema „25 Jahre nach Tschernobyl“. Das ganze Ausmaß der Tragödie habe ich bis heute nicht richtig verinnerlicht. Ich habe nur mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass heute nach 25 Jahren anscheinend Computerspiele zu dem Thema Tschernobyl existieren, die an Beliebtheit kaum noch zu übertreffen sind und dass es sogar einen florierenden Eventtourismus in die Gegend um Tschernobyl gibt. Irgendwie ist das für mich persönlich sehr sehr schwer nachvollziehbar.
Damals 1986 im April war ich gerade am Ende meiner Referendariatszeit und wir wollten mit einer Gruppe von ca. 10 Mitreferendaren/Freunden einen kleinen Ausflug aus Oldenburg, wo wir unseren Referendardienst ableisteten, in das Rheinland unternehmen. Einige hatten in Bonn studiert und kannten sich gut aus. Wir lebten irgendwo in einer Jugendherberge (heute lebe ich in Bonn und kann mich nicht mehr erinnern, wo wir seinerzeit waren) und fuhren dann einige Tage zum Campen in das damals noch recht ruhige Ahrtal. Ein paar alte Dias, die ich eingescannt habe, – wie dieses Bild – existieren noch von unserem kleinen Ausflug.
Wir schauten uns Bonn und das Großereignis „Rhein in Flammen“ an und genossen bei bestem Sonnenwetter unsere Tage an der Ahr und am Rhein. Von den Ereignissen in Tschernobyl erfuhr die Welt erst einige Tage später, aber ich weiß noch, dass wir in den Rheinwiesen lagen und Zeitung lasen. Auf der ersten Seite stand dann die entsetzliche Nachricht, die wir kurz zuvor auch bereits im Radio gehört hatten. Irgendwie legte sich dadurch ein Schatten auf diese vergnügliche Reise und auf der Heimfahrt waren wir alle sehr bedrückt. Wie sollte das Leben weitergehen? Eine Freundin meinte damals, ob man Kindern überhaupt noch solch eine Welt zumuten könnte. Heute ist sie glückliche Mutter von gleich vier Kindern.
Zurück gekehrt mussten wir unseren kleinen Garten, den wir in der Wohngemeinschaft angelegt hatten, um pflügen, denn laut Presseberichten sollten man in diesem Sommer besser nichts aus dem Garten verzehren.
Doch das Leben ging für alle Überlebenden weiter. Ich selber heiratete durch Zufall genau fünf Jahre später in Heidelberg und dachte in diesem Zusammenhang gar nicht mehr daran, welch schlimme Ereignisse mit dem 26. April verbunden sind. Das Wetter war an unserem Hochzeitstag, den wir nach dem Standesamt mit einer lockeren großen Party am Abend begingen, genauso schön für 1986 und auch wie am 26.04.2011. Andere (wie ich seit gestern Abend weiß) verkaufen die Gegend um Tschernobyl als Eventtourismus. Ich kann es immer noch nicht verstehen. Muß ich vielleicht aber auch gar nicht.
Ich wünsche allen Lesern einen schönen Tag ohne große und kleine Katastrophen.
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